Methoden von Trauerbegleitern: Simone Rockenschaub schildert ihre Erfahrung

Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein schmerzhafter Prozess, der jede Person auf unterschiedliche Art und Weise trifft. Daher reagiert auch jeder anders auf eine solche Ausnahmesituation und geht anders damit um. Eine allgemeingültige Formel, wie Trauer bewältigt werden soll, gibt es somit nicht. Dennoch haben sich unterschiedliche Formen und Methoden der Unterstützung etabliert, die Betroffenen eine Stütze sein können, wie etwa Trauerbegleitung. Die wichtigsten Möglichkeiten listet Simone Rockenschaub, die selbst einen Sohn verloren hat, auf:

  • Psychologische Beratung: Psychotherapeuten und Trauerbegleiter bieten einen geschützten Raum, in dem offen über die eigenen Gefühle gesprochen werden kann. Zudem werden gemeinsam Strategien entwickelt, die ein Weiterleben und Weiterlieben erleichtern können. Je nach Therapeuten bzw. Trauerbegleiter können die Methoden und Schwerpunkte variieren. In der systemischen Therapie kommt beispielsweise auch Hypnose zum Einsatz.
  • Gruppentherapie: In Trauergruppen können Betroffene ihre Erfahrungen mit anderen teilen und sich so gegenseitig unterstützen. Hier geht es also um einen wichtigen Austausch.
  • Selbsthilfegruppe/Trauergruppen: Solche Gruppen bieten ebenso einen geschützten Rahmen für einen wertschätzenden Austausch.
  • Kreative Therapien (z.B. im Rahmen einer Reha): Die Palette reicht dabei von Kunsttherapie über Musiktherapie bis hin zu Schreibtherapie. All das kann helfen, Gefühle besser auszudrücken und sie leichter zu verarbeiten.
  • Körperorientierte Therapien: Körperliche Übungen wie Yoga oder auch Cranio-Sacrale-Anwendungen können durch Regulierung des Nervensystems dazu beitragen, dass trauernde Menschen wieder zur Ruhe kommen, sich entspannen oder besser schlafen.
  • Jenseitskontakte: Jenseitskontakte können eine wertvolle Ergänzung sein, jedoch sollten sie nicht als alleinige Lösung betrachtet werden. 

Bei all den Optionen ist es wichtig, sich nicht von anderen Meinungen leiten zu lassen, sondern den eigenen, individuellen Weg zu finden und zu gehen, um mit dem Verlust umzugehen. 



„Die Suche nach dem Halt“: Simones Erfahrungsbericht

„Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein schmerzhafter Einschnitt, der das Leben von Grund auf verändert. In meinem Fall, nach dem Verlust meines Sohnes, war das Fundament meines Lebens zerstört. Mit dem Verlust sterben auch Zukunftspläne und dass dies unwiderruflich so ist, tut bis heute weh“, erzählt sie.

Geplagt von einer posttraumatischen Belastungsstörung, Panikattacken, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen wurde die Suche nach Unterstützung und Hilfe schließlich zu einer dringenden Notwendigkeit.

Ihr Weg diesbezüglich war lang und steinig: „Die ersten Anlaufstellen waren Psychotherapeuten. Doch trotz ihrer Bemühungen fühlte ich mich oft missverstanden. Denn der Verlust eines Kindes war für viele Neuland und sie waren mit der Tiefe meiner Trauer überfordert oder haben mir zum Loslassen geraten. Einige lehnten mich sogar ab, da es für sie zu schmerzhaft war, weil sie selbst Kinder hatten. Es dauerte lange, bis ich eine Trauerbegleitung fand, die mich auf meinem individuellen Weg begleiten konnte.“

Immer wieder bemerkte sie dabei allerdings, dass sie sich mit dem Begriff der „Trauerbewältigung“ nicht identifizieren konnte: „Trauern bedeutet für mich lieben. Und diese Liebe bleibt für immer. Daher bezeichne ich das, was andere Bewältigung nennen, lieber als Trauerintegration. Denn darum geht es für mich: Die Trauer in mein neues Leben 2.0 zu integrieren und in diesem anders glücklich zu leben.“ 

Weitere Bausteine auf dem Weg zur Heilung

Neben der therapeutischen Begleitung suchte sie nach weiteren Möglichkeiten und machte eine sechswöchige Reha wenige Monate nach dem Tod ihres Sohnes. Die dort angebotenen Therapien, wie Musik- und Schreibtherapien, haben ihr dabei geholfen, ihre Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten.

„Besonders das Schreiben hat eine zentrale Rolle gespielt. In meinem Tagebuch habe ich meine Gedanken und Gefühle festgehalten und so einen wertvollen Einblick in meine eigene Verarbeitung gewonnen“, resümiert sie.

Auch die systemische Arbeit habe sie sehr angesprochen: Diese betrachtet Trauer nicht als individuelles Problem, sondern als etwas, das das gesamte Familiensystem betrifft, weshalb sie schließlich selbst eine psychologische Ausbildung absolvierte, um Menschen, die Ähnliches erlebt haben, begleiten zu können.

„Durch eine Hypnoseausbildung habe ich darüber hinaus gelernt, mit den eigenen inneren Bildern zu arbeiten und so Heilungsprozesse anzustoßen, was in der Trauerbegleitung meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Element ist, das ich nicht mehr missen möchte. Ich selbst habe Hypnosen auch auf meinem Trauerweg genutzt und bin von den positiven Effekten überzeugt“, sagt sie. 

Körper und Geist in Einklang bringen

Ebenso lernte sie, mehr auf ihren Körper zu achten. Yoga und Entspannungstechniken sowie Cranio-Sacrale-Anwendungen halfen ihr dabei, zur Ruhe zu kommen und wieder Kraft zu tanken. „Auch eine Ausbildung in Cranio-Sacralen-Anwendungen hat mir neue Perspektiven eröffnet und ich setze sie inzwischen gerne ein, um trauernden Menschen Selbsthilfetechniken zu lehren, die das Nervensystem regulieren können, Kraft schenken oder zu besserem Schlaf führen.  

Jenseitskontakte als zusätzliche Unterstützung

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ihrer Trauerintegration waren Jenseitskontakte. „Die Begegnung mit einem Medium hat mir gezeigt, dass der Tod nicht das Ende ist und mir neuen Mut gegeben. Hier sollte man meiner Meinung nach darauf Acht geben, dass man ein seriöses Medium aufsucht, da es in diesem Bereich sehr viele Menschen gibt, die sich der großen Verantwortung nicht bewusst sind und womöglich keine fundierte Ausbildung genossen haben“, berichtet sie.

Vertrauensvolle Beziehung

Und was ist nun ihrer Meinung nach wichtig bei einer Trauerbegleitung? „Jeder Trauernde ist anders und benötigt individuelle Unterstützung. Es ist daher fundamental, einen Therapeuten zu finden, bei dem man sich verstanden fühlt und zu dem man eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen kann. Dabei spielt meiner Meinung nach auch die eigene Erfahrung des (Trauer-)Therapeuten mit Verlusten eine Rolle. Es ist ebenfalls essenziell, sich nicht zu viel Druck zu machen und den eigenen Rhythmus zu finden. Trauer braucht Zeit. Es ist okay, wenn es Tage gibt, an denen man sich schwach und hilflos fühlt. Es ist okay, nicht okay zu sein – das ist ein Satz, der mir selbst sehr viel Druck genommen hat“, antwortet sie.

Doch Achtung: Tauchen immer wieder negative Bilder oder Ängste auf, die das Leben schließlich dominieren, sollte man sich in die Hände eines geschulten Traumatherapeuten oder Psychiaters begeben. „Alle Methoden haben ihren Geltungs- und Fachbereich. Diesen nicht zu überschreiten, liegt in der Verantwortung eines jeden, der sie anwendet. Im Zweifelsfall sollte man sich fachlichen Rat holen, um einzuschätzen, ob die Unterstützung eines solchen Spezialisten nötig wird“, empfiehlt sie. 

Ihr Fazit

„Mein Weg der Trauerbewältigung war lang und komplex. Ich habe viele verschiedene Ansätze ausprobiert und so meine Lösung gefunden. Jeder einzelne Baustein hat dazu beigetragen, dass ich wieder Lebensmut fassen konnte. Da ich persönlich damals jedoch nicht zur Gänze die Art von Hilfe bekommen habe, die ich mir gewünscht habe, habe ich Aus- und Weiterbildungen in genau jenen Bereichen gemacht, die mich persönlich am besten gestützt haben“, erzählt sie.

„Allen, die einen geliebten Menschen vermissen, möchte ich abschließend noch folgende Worte mitgeben: Auch wenn es sich gerade unmöglich anfühlt – gib nicht auf! Irgendwann hält das Leben wieder kleine Glücksmomente für dich bereit. Ich habe es geschafft wieder anders glücklich zu werden, mit meinem wundervollen Sohn Alexander in meinem Herzen. Und wenn ich das geschafft habe, schaffst du das auch! Vertraue dir und deiner Trauer!'"

Über Simone Rockenschaub

Simone Rockenschaub verlor ihren geliebten Sohn und hat sodann ihren eigenen Trauerweg beschritten.

Dabei hat sie spezifische Ausbildungen absolviert und mit „Liebe.im.Herzen“, zusammen mit ihrer deutschen Geschäftspartnerin Beatrice, eine Plattform erschaffen für Austausch und Unterstützung. 

In ihren Büchern "Verwaiste Weihnachten" und "Worte für das Unaussprechliche" verpacken die beiden schonungslos die verschiedenen Dimensionen von Trauer und verwandeln diese in Texte, damit sich Leser auf dem eigenen Trauerweg verstanden fühlen und um Mut zu machen für das Leben 2.0.

Darüber hinaus bietet Simone Rockenschaub systemische Begleitung und Beratung, Hypnose und Cranio-Sacrale-Anwendungen an sowie vielfältige Trauer-Unterstützung und Impulse. Dazu zählt auch der Podcast „Totgeschwiegen“. 

Mehr über „Liebe.im.Herzen“: https://www.liebe-im-herzen.com/


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