Trauer loslassen oder an Verstorbenen festhalten?
Die Vor- und Nachteile eines Edelsteins aus Asche und was das mit individueller Trauer zu tun hat
„Sein oder Nichtsein“, diese Frage stellt sich Hamlet. Und damit wird die Zerrissenheit der Figur deutlich – zwischen Todessehnsucht und Todesangst. Wir Menschen sind generell geprägt von Kontrasten – in uns schlummern gegensätzliche Strömungen, Charaktereigenschaften und Meinungen, die mit Zweifeln und einem Hin-und-Her-Schwanken verbunden sind.
Vor allem dann, wenn es um zentrale Lebensfragen und große Entscheidungen geht, wägen wir ab, kalkulieren und vergleichen und sind nicht selten gefangen – zwischen Verstand und Herz.
Für uns von Mevisto ist es daher nicht verwunderlich, sondern völlig legitim, wenn sich Menschen, die mit unseren Edelsteinen liebäugeln, vorab Fragen stellen wie: Ist ein Edelstein aus Asche eines verstorbenen Menschen oder Tieres wirklich das Richtige für mich? Kann mich das bei meiner Trauer unterstützen, indem ich damit ein greifbares Erinnerungsstück habe? Oder aber erschwert es gar die Verlustbewältigung, weil es mich fortan ständig daran erinnert?
Wir widmen uns daher dieser Thematik und gehen auf die Vor- und Nachteile eines Edelsteins aus Asche ein – im Spannungsfeld zwischen dem Loslassen von Trauer und dem Festhalten an geliebten Verstorbenen.
Wenn Trauer das Leben überschattet
Verschwindet ein geliebter Mensch oder ein geliebtes Tier plötzlich aus unserem Leben, so verdunkelt sich unser Horizont von einem auf den anderen Moment. Auf einmal sind die Tage schwarz und schwer und kaum auszuhalten.
In solchen Trauerphasen ringen wir oft nach Worten und können das, was wir fühlen, meist gar nicht ausdrücken. Selbst alltägliche Tätigkeiten kosten plötzlich Überwindung und selbst vermeintlich Leichtes fällt uns schwer.
Während sich die einen trotzdem in die Arbeit stürzen und sich den Kalender mit Terminen zupflastern, sehnen sich die anderen nach einer Auszeit. Doch die gibt es meist nicht. Denn der Zug des Lebens bremst nicht für Trauernde – er rast unaufhaltsam weiter.
Und trotzdem will die Trauer gefühlt und bewältigt werden, denn wird sie verdrängt, holt sie uns meist zu einem späteren Zeitpunkt erneut ein – mit voller Wucht.
Trauer ist etwas zutiefst Individuelles
Doch wie lässt es sich mit dieser Trauer umgehen? Die Antwort lautet: höchst unterschiedlich. Denn Trauer ist etwas zutiefst Individuelles. Manche Menschen lieben Rituale. So besuchen sie etwa einmal pro Woche das Grab eines Verstorbenen, zünden sonntags zu Hause Kerzen an oder suchen die Lieblingsplätze des Herzensmenschen auf. Andere kramen alte Fotoalben hervor, riechen am Lieblingsparfüm des Liebsten oder lesen alte Briefe. Sie brauchen greifbare Erinnerungsstücke, um zu heilen und den Verstorbenen dennoch weiterhin nahe bei sich zu wissen.
Manche Personen aber, die entsorgen lieber alles möglichst rasch, was sie an die Vergangenheit erinnert, lassen das Haus ausräuchern, legen sich eine neue Morgenroutine zu und geben sich völlig der Veränderung hin.
Wir und unser Trauerprozess changieren somit nicht selten zwischen Loslassen und Festhalten. Also zwischen dem Loslassen von Verstorbenen und unseren Erinnerungen an sie, die auch schmerzhaft sein können, sowie dem Festhalten daran. Und während das Pendel bei den einen eher in die eine Richtung ausschlägt, fühlt es sich bei den anderen mehr in der anderen wohl. Und das ist gut so!
Mit Trauer umgehen: vom Loslassen zum Annehmen
„Personen, die trauern, stehen oft vor der Herausforderung, die Erinnerungen an geliebte Menschen oder Tiere zu bewahren, während sie gleichzeitig mit dem konträren Gefühl des Verlustes und der Notwendigkeit, trotzdem weiterzumachen, zurechtkommen müssen. Manchen bieten Erinnerungen Trost, indem sie die Verbindung zum Verstorbenen aufrechterhalten. Bei anderen erschweren diese hingegen den Trauerprozess. Das gilt es individuell auszuloten und zu ergründen“, sagt Mevisto-Eigentümerin Daniela Reiter und ergänzt:
„Ich glaube aber, dass es gar nicht um das Loslassen geht. Denn kann man die Vergangenheit wirklich gänzlich loslassen? Vergangenes wird wohl trotzdem immer ein Teil von einem sein. Viel mehr dreht es sich um das Annehmen, Integrieren und Damit-Weiterleben. Und dabei hat jeder das Recht, so zu trauern, wie er es für richtig hält.“
Claudia Kolb, die eine geliebte Katze verloren hat, schildert ihre Erfahrung im Video:
Vor- und Nachteile eines Edelsteins aus Asche
- Ein Edelstein aus Asche ist einzigartig – er enthält die Essenz des Verstorbenen und ist somit nicht austauschbar.
- Ein konkreter Trauerort ist oft nicht immer erreichbar und Gräber werden nach bestimmten Jahren aufgelöst – ein Erinnerungsdiamant bzw. Erinnerungsedelstein kann jedoch immer bei sich getragen werden und bleibt ewig bestehen.
- Ein funkelnder Stein ruft im Gedächtnis nicht wie ein Foto eine konkrete, visuelle Erinnerung hervor, sondern vielfältige Emotionen und Assoziationen.
- Als physisches Schmuckstück, das immer verfügbar ist, kann ein Edelstein mitunter auch schmerzliche Erinnerungen auslösen, die das Trauern erschweren können.
- Manche Menschen wollen die Überreste des Verstorbenen nicht aufteilen, weil dies nicht ihren ethischen Grundsätzen entspricht.
- Eine Edelsteinbeerdigung ist mit etwas Vorbereitung verbunden und erfordert eine Feuerbestattung – Edelsteine lassen sich aber auch aus Haaren fertigen.
Lebendige, facettenreiche Erinnerungen
Spannend hierzu ist die Geschichte von Daniela Reiters Vater: „Mein Vater hat in sehr jungen Jahren, noch nicht einmal volljährig, beide Elternteile durch einen grausigen Schicksalsschlag verloren. Mord und Selbstmord. Eine Bestattung auf dem Friedhof ließ der ansässige Pfarrer damals jedoch nicht zu, denn eine Todsünde hätte dort laut ihm nichts zu suchen. Dieses Ereignis hat Spuren hinterlassen, die bis in die nächste Generation reichen. Eine klassische Bestattung kommt für uns alle in der Familie nicht mehr in Frage."
Zudem habe ihr Vater Probleme mit Erinnerungsfotos, denn diese transportieren ihn gedanklich zurück zu lediglich einer konkreten Situation – nämlich jener Situation, als das Bild entstand. Ihm fehle dabei die Lebendigkeit. „Und genau diese Thematik war der Startschuss für Mevisto. Unsere wertvollen Erinnerungsstücke geben kein konkretes Bild vor, sondern entfachen vielfältige Erinnerungen.“
Hoffnung und Optimismus als bewusste Entscheidung
Unsere Quintessenz: Trauer ist nicht nur individuell, sondern sie benötigt vor allem Raum um Zeit. Wer sie zulässt und lernt, sie in gewisser Weise zu akzeptieren, wird merken, dass sich das Leben rundherum wieder neu sortiert und aufbaut.
Wann dieser Zeitpunkt genau gekommen ist, ist erneut nicht in Stein gemeißelt. Bei den einen kommt er früher, bei den anderen dauert es länger. Wichtig ist es auch hier, sich nicht von anderen beeinflussen zu lassen, sondern auf sich selbst zu hören.
Daniela Reiter resümiert: „Laut Erfahrungsberichten unserer Kunden gelangten sie immer irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich bewusst dazu entschieden haben, dem Schmerz nicht mehr ganz so viel Platz im Leben zu gewähren und stattdessen die Gedanken Stück für Stück aus dem Tal hinauszubewegen.“